Start-up bringt mit Unterstützung der FH Münster Proteinpulver auf Basis von Buffalo-Würmern auf den Markt
Insekten sind gesund. Denn Buffalo-Würmer beispielsweise enthalten wertvolles Eiweiß, gesunde Fette, Mineralien und jede Menge Vitamine. Gegessen werden sie hierzulande aber eher nicht. Charlotte Binder, Tim Dapprich und Markus Oligslagers wollen das ändern: Sie haben isaac nutrition gegründet und gemeinsam mit Lebensmittel- und Ernährungswissenschaftlern der FH Münster ein Proteinpulver entwickelt, das Mehl des Buffalo-Wurms enthält. Seit Mitte April ist es über den Online-Shop des Unternehmens sowie in ausgewählten Sportstudios erhältlich – in der Geschmacksrichtung Vanille.
„Wir haben über ein halbes Jahr lang im food lab muenster der FH Münster an den optimalen Zutaten und dem Geschmack gefeilt“, sagt Dapprich. „Letztendlich sind neben Insektenprotein vor allem Erbsen- und Hanfprotein sowie natürliches Vanille-Aroma enthalten.“ Und so schmeckt das Pulver auch. „Dass Buffalo-Würmer enthalten sind, merkt man nicht.“ Unterstützt hat sie bei der Entwicklung der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Guido Ritter. Er findet: Insekten gehören endlich auf den Speiseplan. „Das wäre sinnvoll und zukunftsträchtig“, so Ritter. „Insekten sind eine extrem ressourcenschonende und ernährungsphysiologisch hochwertige Nahrungsquelle.“
Das dürfte vor allem Sportler interessieren, denn gerade sie ernähren sich häufig proteinreich. „Viele verwenden Proteinpulver aus Molkeprotein“, sagt Dapprich. „Doch wer eine bekömmlichere und ökologische Alternative will, sollte auf Insekten setzen.“ Das sei nicht nur gesund, sondern auch nachhaltig. „Die Aufzucht der Buffalo-Würmer ist wesentlich ressourcenschonender als die anderer Nutztiere“, so Dapprich. „Vergleicht man ein Kilogramm Protein aus Insekten mit einem Kilogramm Protein aus Rindfleisch, verbrauchen Insekten 2.000-mal weniger Wasser, 10-mal weniger Fläche und 100-mal weniger Treibhausgas-Emission.“ Die Buffalo-Würmer, die isaac nutrition verwendet, kommen aus den Niederlanden. „Dort werden sie für den menschlichen Verzehr gezüchtet, und die EU hat ein Auge drauf. Das ist uns wichtig, wir wollten bewusst keine Insekten aus Asien importieren.“
Dass Insekten auch hierzulande ein wichtiger Eiweißlieferant werden könnten, davon ist auch Ritter überzeugt. Obwohl die Abneigung eher groß sei. „Wir Europäer empfinden eine große Abscheu bei dem Gedanken, Larven oder Heuschrecken zu essen.“ Weltweit aber ernähren sich mehr als zwei Milliarden Menschen von den Krabbeltieren. „Es ist nicht ekelig, Insekten zu essen, sondern vielmehr eine Frage der Gewohnheit.“
Insekten als Lebensmittel im deutschen Markt einzuführen ist seit dem 1. Januar 2018 möglich. Denn seitdem gilt die überarbeitete Novel-Food-Verordnung. „Damit war der Weg für unser Produkt frei“, sagt Dapprich. „Wir haben eine Lizenz beantragt, und die gesundheitlichen Standards wurden geprüft. Nun sind wir das erste Unternehmen, das offiziell Sportlernahrung mit Insektenprotein in Europa produziert und verkauft.“ Und das läuft kurz nach dem Start schon so gut, dass die Gründer bereits an weiteren Geschmacksrichtungen arbeiten. Neben ihrem Proteinpulver bieten sie auch naturbelassenes Insektenmehl an. Dabei handelt es sich um den gefriergetrockneten und gemahlenen Buffalo-Wurm. „Dieses Mehl kann jeder in seine Ernährung integrieren; damit zum Beispiel normales Mehl ersetzen oder es ins Müsli geben“, so Dapprich.
„Wir sind immer wieder stolz darauf, dass unsere Forschungsqualität sowie die offenbar passgenauen Unterstützungsangebote im Kontext eines unternehmerischen Denkens auch Gründer aus anderen Regionen an unsere Hochschule locken“, freut sich Carsten Schröder, Vizepräsident für Forschungsmanagement und Transfer der FH Münster.
Für ihre Geschäftsidee haben die Kölner 2017 ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erhalten. Es richtet sich an Studierende, Hochschulabsolventen und Wissenschaftler, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Noch bis Juli, insgesamt ein Jahr lang, bekommen Dapprich, Binder und Oligslagers finanzielle Zuwendungen sowie Mittel für Sachausgaben und Coaching.
Quelle: FH Münster