(djd). Sie hatte mit ihrem Leben schon abgeschlossen. Maria Scheuer aus Reken war körperlich und psychisch am Ende. Die 67-Jährige bekam kaum noch Luft, die alltäglichsten Tätigkeiten fielen ihr schwer. „Es war eine enorme Anstrengung für mich, überhaupt vom Bett in die Küche zu gehen.“ Hausarbeit war undenkbar, die drei Treppenstufen von ihrer Wohnung in den Garten eine riesige Hürde. Aufgrund der Atemnot musste sie 24 Stunden am Tag eine Sauerstoffbrille tragen. Die Ärzte vermuteten eine Verschlechterung ihrer Lungenerkrankung.
Der Hausarzt hatte den richtigen Verdacht
Ihr Hausarzt war es schließlich, der Maria Scheuer zum Kardiologen überwies. Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens zeigte: Die Patientin leidet an einer Aortenklappenstenose. „Das ist eine Verengung oder Verkalkung der Aortenklappe, eine unserer vier Herzklappen. Typische Symptome sind Atemnot, ein Engegefühl in der Brust, Schwindel oder verringerte Leistungsfähigkeit. Sie ist keine seltene, aber eine sehr schwerwiegende Erkrankung, die vorwiegend ältere Menschen betrifft“, erläutert Prof. Dr. med. Helge Möllmann, Chefarzt des St.-Johannes-Hospitals in Dortmund. „Das Tückische daran ist, dass viele Patienten – und auch einige Ärzte – die Aortenklappenstenose häufig erst sehr spät erkennen“. Lange bestand die Standardbehandlung darin, dass in einer offenen Herzoperation die defekte Klappe ausgetauscht wurde. Seit 2007 steht in Deutschland als Alternative die minimalinvasive Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) zur Verfügung.
„Über eine Punktion, meist an der Leiste, wird die zusammengefaltete künstliche Herzklappe mithilfe eines Katheters entlang der Blutbahn bis zum Herz vorgeschoben. Anschließend wird sie dort angebracht, wo sich auch die verkalkte Aortenklappe befindet. Diese wird zur Seite gedrückt und die neue Herzklappe kann umgehend ihre Funktion aufnehmen“, berichtet Prof. Möllmann. Die meisten Patienten benötigen nur eine leichte Sedierung und können wenige Tage später nach Hause gehen. So war es auch bei Maria Scheuer. Nach ihrer Entlassung konnte sie sich bereits wieder um den Haushalt kümmern, sogar einkaufen gehen – ohne Sauerstoffgerät. „Ich fühlte mich wie neu geboren“, sagt die 67-Jährige
Der Eingriff bei einer Aortenklappenstenose ist inzwischen Routine
Als TAVI 2007 erstmals in Europa zugelassen wurde, kam der Eingriff nur bei Hochrisikopatienten zum Einsatz, deren Alter oder körperliche Konstitution keine Herzoperation mehr zuließen. Mehr dazu unter www.neueherzklappe.de. Seit November 2019 ist das Verfahren mit Klappenprothesen von Edwards Lifesciences auch für Menschen mit niedrigem Operationsrisiko zugelassen. „Für uns ist das eine absolute Routineangelegenheit geworden“, so Möllmann.