Ernährung

Von Salz bis Kurkuma: Es zählen die richtigen Mengen

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Kräuter, Tees, Gewürze – sie gelten als Apotheke der Natur und erfreuen sich großer Beliebtheit. Was in kleiner Dosis gut und unproblematisch ist, kann in größeren Mengen jedoch schaden.

Irrtum 1: Kurkuma – viel hilft viel

Nicht nur als eigenständiges Gewürz und Curry-Bestandteil ist Kurkuma bzw. sein gelber Farbstoff Curcumin / Kurkumin schon lange bekannt. Es hat positive Wirkungen auf die Verdauung, sprich leichte Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl nach dem Essen können durch Kurkuma (als Gewürz) abgemildert oder vermieden werden. Typische Online-Werbeaussagen oder Schlagzeilen für Curcumin­Kapseln oder -Pulver wie „Indiens heilige Pflanze bei Arthrose, Krebs, Diabetes und Alzheimer“ oder, „Kurkuma: Bewegen ohne Schmerzen“ entbehren jedoch bei Nahrungsergänzungsmitteln jeder wissenschaftlichen Grundlage. Ausprobieren in Gewürz(-mengen) ist meist unproblematisch. Aber es sind auch allergische Reaktionen bekannt. Je nach individueller Empfindlichkeit, Art des Extrakts und Höhe der Dosierung sind bei größeren Mengen unerwünschte Wirkungen möglich. Das können Blähungen, Sodbrennen, Durchfall / erhöhte Stuhlfrequenz, Übelkeit oder Schmerzen im Verdauungstrakt sein. Langfristig sollten nicht mehr als drei Milligramm Curcumin pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag aufgenommen werden, also insgesamt etwa 200 Milligramm bei einem 70-kg-Menschen. Schwangere und Stillende sowie Patienten mit Gallensteinen sollten auf Kurkuma-Nahrungsergänzungsmittel verzichten.

Irrtum 2: Salz aus dem Himalaya als Allheilmittel

Salz ist lebenswichtig für uns Menschen, denn es reguliert den Wasserhaushalt des Körpers, ist wichtig für die Verdauung und die Arbeit der Muskeln. Auf einen dauerhaft zu hohen Salzkonsum reagieren jedoch viele Menschen mit Bluthochdruck, wodurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Schlaganfall und Herzinfarkt steigt. Fast 70 Prozent der Frauen und 80 Prozent der Männer hierzulande essen mehr als die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen sechs Gramm Salz (ca. ein Teelöffel) täglich – nämlich Männer im Schnitt zehn Gramm Salz und Frauen 8,4 Gramm am Tag. Das meiste Salz unserer Ernährung steckt in verarbeiteten Lebensmitteln und nicht im heimischen Salzstreuer. Teures Salz kann in Haptik und Geschmack Vorteile haben, ist jedoch nicht besser oder gesünder als günstiges. Entscheidender ist Jodsalz zu wählen, denn mit unserer Jodversorgung ist es nicht so gut bestellt.

Irrtum 3: Zimt bei Diabetes

Zimt gibt es in zwei Varianten: Cassia und Ceylon. Als Gewürz und in Maßen für Süßspeisen oder Gebäck ist auch das leberschädliche Cumarin im Cassia-Zimt kein Problem. Anders sieht es bei Zimtkapseln aus. Einige enthalten verkapseltes Zimtpulver, andere wässrige Zimt-Extrakte. Standardisiert sind sie nicht und wirken nach aktueller Studienlage auch eher nicht positiv auf den Blutzuckerspiegel bei Menschen mit Diabetes. Wer sie trotzdem ausprobieren möchte, sollte auf die verwendete Zimt-Art achten. Eine Kennzeichnung des Cumarins-Gehalts auf dem Produkt ist nicht erforderlich. Es gibt auch keine Grenzwerte für Cumarin in Zimt als Gewürz oder in Kapseln. Vorsicht ist geboten, weil bei Zimtkapseln wegen der höheren Zimtmengen als üblich Unverträglichkeiten (vor allem gegen Zimtaldehyd) möglich sind. Bei Magen- und Darmgeschwüren sollten die Produkte generell nicht eingenommen werden. Und wer an Diabetes leidet, sollte besser geprüften Medikamenten vertrauen.

Irrtum 4: Roter Reis gut gegen Cholesterin

Nahrungsergänzungsmittel mit Rotem Reis versprechen oft, ganz natürlich den Cholesterinspiegel zu senken. Doch das kann riskant sein, denn Red Rice oder auch Rotschimmel-Reis ist ein mit einem roten Schimmelpilz fermentierter Reis. Während der Fermentation entsteht Monacolin K, ein Stoff, der den Cholesterinspiegel senkt. Dieser Stoff ist identisch mit dem verschreibungspflichtigen Arzneistoff Lovastatin. Beide können erhebliche Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen und -krämpfe, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schwäche, Hautausschläge sowie Störungen der Nieren- und Leberfunktion auslösen. Außerdem sind Wechselwirkungen mit einer Vielzahl von Medikamenten möglich, unter anderem mit Blutgerinnungshemmern. Auch der Blutzuckerspiegel kann erhöht werden. Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht mehr als drei Milligramm Monacolin pro Tagesdosis enthalten. Red Rice ist nicht geeignet für Schwangere, Stillende, Menschen unter 18 und über 70 Jahren.

Irrtum 5: Grüner Tee schützt vor Alzheimer

Grüner Tee wird in Asien seit mindestens 4.000 Jahren getrunken und ihm werden unzählige gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. So soll er vor Krebs schützen, Immunsystem und Gedächtnis stärken, Cholesterin- und Blutzuckerspiegel senken und durch Fettabbau die Gewichtsreduktion unterstützen. Internetblogs lobpreisen darüber hinaus die heilende Wirkung bei zahlreichen Erkrankungen bis hin zur Neubildung von Gehirnzellen. Begründet wird das alles mit der starken antioxidativen Wirkung der Inhaltsstoffe, vor allem der Polyphenole und des Epigallocatechingallat (EGCG). Echte Beweise fehlen. Aber auch hier gilt: Zu viel ist ein Problem. Das betrifft nicht den Grüntee selbst – drei bis vier Tassen pro Tag sind völlig okay. Problematisch sind vielmehr Kapseln und Pulver bzw. Extrakte. Zuviel EGCG schadet nämlich. Bei (konzentrierten) Grüntee-Extrakten wurden Leberschädigungen bis hin zu Leberversagen, erhöhter Blutdruck und erhöhter Augeninnendruck gemeldet. Deswegen hat die EU zum 01.01.2023 den EGCG-Gehalt von Grüntee-Extrakten (die nicht für Tee gedacht sind) auf maximal 800 mg pro Tag beschränkt. Was schon auf dem Markt war, darf noch bis zum 21. Juni 2023 verkauft werden. Auch hier gilt: Schwangere, Stillende und Personen unter 18 Jahren sollten diese Produkte nicht nehmen. Und alle anderen nicht auf nüchternen Magen.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW

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