Fitness & Gesundheit
Plötzliches Reißen in der Schulter, stechende Pein in der Hüfte – Rückenschmerzen können jede Bewegung zur Qual machen. Mehr als 80 Prozent aller Deutschen trifft es mindestens einmal im Leben. Meist sind die Beschwerden die Quittung für eine jahrzehntelange Vernachlässigung und Überstrapazierung des Rückgrats. Am 15. März ist der Tag der Rückengesundheit – ein guter Anlass sich zu informieren, wie man seine Wirbelsäule schützen kann. Warum so viele Menschen unter Schmerzen leiden, weiß Dr. Wolfgang Reuter, Experte bei der DKV Deutsche Krankenversicherung.
24 bewegliche Wirbel, dazu Bandscheiben, Bänder und Muskeln – das Rückgrat ist ein ausgeklügeltes, aber auch hochsensibles Gebilde. Einseitige Belastungen nimmt der Rücken auf Dauer übel, erklärt DKV Gesundheitsexperte Dr. Wolfgang Reuter: „Egal ob im Büro, im Auto oder zu Hause auf der Couch, wir verbringen einen großen Teil unseres Lebens im Sitzen – einer extrem rückenfeindlichen Körperhaltung.“ Übergewicht und Bewegungsmangel lassen die Wirbelsäule zusätzlich leiden, aber auch psychische Belastungen wie Stress und Ängste spielen mitunter eine große Rolle. „Acht von zehn Menschen leiden irgendwann im Leben an heftigen Rückenschmerzen“, sagt der Experte. „In aller Regel ist das kein Anlass zur Sorge. Meist verschwinden sie nach wenigen Tagen von alleine.“ Doch es bleibt nicht immer bei kurzen, einmaligen Episoden: Bei mehr als 15 Prozent aller Männer und über 21 Prozent der Frauen wird die Pein zum lästigen Dauerbegleiter – sie haben chronische Rückenschmerzen. Bandscheibenvorfälle, Verschleiß oder Tumoren können die Ursache sein, müssen sie aber nicht: Bei 90 Prozent der Patienten können trotz modernster Diagnosetechnik keine körperlichen Gründe festgestellt werden.
Wer in seinem Beruf viel sitzt, muss für einen Ausgleich sorgen
Die Rücken- und Bauchmuskulatur muss wie ein stützendes Korsett wirken. Ist sie nicht gut in Schuss, verspannen und verhärten sich die betroffenen Muskeln bei Belastung. Schmerzen sind die Folge. „Eine gut trainierte Muskulatur ist der sicherste Schutz vor Rückenbeschwerden“, sagt der DKV Experte. „Ein regelmäßiges Krafttraining hilft deswegen, Schmerzen vorzubeugen. Damit es etwas bringt, sollte man sich aber mindestens dreimal die Woche etwa 30 Minuten lang aufraffen.“ Gerade, wer in seinem Beruf viel sitzt, sollte für einen Ausgleich sorgen. Empfohlen werden rückenschonende Sportarten wie Schwimmen oder Walken. Ebenso wichtig wie Bewegung ist jedoch eine entspannte Atmosphäre zu Hause und Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Menschen mit Schreibtischjob sollten auf eine Sitzhaltung achten, die den Rücken möglichst wenig belastet: „Die Füße müssen flach auf dem Boden stehen, Arme und Beine sollten in einem 90-Grad-Winkel angewinkelt sein, das Becken leicht nach vorne geneigt“, erklärt Dr. Wolfgang Reuter. „Ein Keilkissen macht es leichter, richtig zu sitzen.“ Zudem ist es ratsam, immer wieder kurz vom Schreibtisch aufzustehen und etwas zu laufen. Damit der Rücken sich nachts erholen und entspannen kann, ist zudem eine gute Matratze absolut unverzichtbar.
Akupunktur, Yoga, Chirotherapie
Bei akuten Schmerzen reagieren viele Menschen instinktiv falsch: Aus Angst vor noch stärkerer Qual vermeiden sie Bewegungen. „Längere Bettruhe ist eher schädlich“, betont der DKV Experte. „Man sollte sein Leben soweit es geht weiterführen: Sport und die normalen Alltagsaktivitäten lösen die verspannten Muskeln, regen die Durchblutung an und halten die Bandscheiben flexibel.“ Meist kommen Patienten allerdings nicht ohne Schmerzmittel zurecht. Bewährt haben sich die entzündungshemmenden NSAR-Medikamente. Häufig werden auch muskelentspannende Mittel verschrieben. Zusätzlich sollte der Arzt prüfen, welche Therapie sich für den jeweiligen Patienten am besten eignet. Denn die Methoden sind so unterschiedlich wie die Ursachen der Beschwerden: Akupunktur verringert die Schmerzen, Massagen oder Yoga lockern das Gewebe. Mit manuellen Methoden wie Chirotherapie lassen sich Funktionsstörungen der Wirbelsäule beheben. Eine Physiotherapie hilft, die Muskeln zu kräftigen und zu dehnen. „Eine Operation dagegen empfiehlt sich nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei einem schweren Bandscheibenschaden mit Nervenlähmungen“, sagt Dr. Wolfgang Reuter. „Den meisten Patienten ist mit Entspannung und Bewegung am besten geholfen.“