Nijmegen, Niederlande – Jetzt im Winter scheint ein bisschen Husten nichts Ungewöhnliches. Doch was, wenn er einfach nicht mehr aufhört, vielleicht noch dauerndes Räuspern oder sogar Asthmaanfälle dazukommen? Da vermutet wohl jeder erst mal das Problem in den Atemwegen. Doch viel häufiger als gedacht, nimmt das Übel ganz woanders seinen Anfang: in Magen und Speiseröhre.
Die Säure bahnt sich ihren Weg
Das entscheidende Stichwort heißt „Reflux“, zu deutsch Rückfluss von saurem Magensaft. Das passiert vor allem, wenn der Muskel am unteren Ende der Speiseröhre nicht mehr richtig abdichtet und die Säure aus dem Magen nach oben fließen kann. Der Schwerkraft folgend, verstärkt sich das Ganze im Liegen und wenn die Säure dann bis oben in den Hals gelangt, kann sie über den Kehlkopf weiter in die Bronchien und die Lunge fließen. Dort reizt sie die Schleimhäute und löst auch einen Reflex der Nerven aus. Die Folge: Symptome wie Husten, Räusperzwang, kloßiges Gefühl im Hals oder Asthmaanfälle. Viele Betroffene leiden darüber hinaus unter dem klassischen und allseits bekannten Zeichen des Refluxes: Sodbrennen.
Die Atemwege schützen
Als erste Maßnahme gegen den Säureangriff in den Atemwegen empfiehlt es sich, nachts mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen, damit der Reflux abnimmt. Das reicht aber meist nicht aus. Einige rezeptfreie Medikamente können dann helfen, die Säure zu neutralisieren. In schweren Fällen sollte man aber nicht zu lange selbst experimentieren, sondern zum Arzt gehen.
„Wir überprüfen zunächst, ob wirklich ein Reflux hinter den Beschwerden steckt, und wenn das so ist, verordnen wir in der Regel Medikamente, die die Säureproduktion blockieren, sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (PPI)“, erklärt Professor Dr. Joachim Labenz vom Refluxzentrum Siegerland. „Richtig dosiert und eingenommen – ein halbe Stunde vor der Mahlzeit – lindern sie die Beschwerden sehr effektiv.“ Allerdings ist vielfach eine Dauertherapie erforderlich. Werden die Medikamente abgesetzt, kehren die Symptome zurück, da die Säureblocker nichts an dem undichten Ventil zwischen Speiseröhre und Magen ändern können.
Dauerhafte Abhilfe für schwere Fälle
Bei etwa einem Drittel aller Refluxpatienten zeigen PPI keinen vollständigen Erfolg, es bleiben Restbeschwerden. Und manch andere möchten nicht Tag für Tag Tabletten schlucken. Dann besteht auch die Möglichkeit einer Operation. Seit vielen Jahrzehnten hat sich dafür die sogenannte Fundoplikatio bewährt, bei der die Chirurgen den oberen Teil des Magens wie eine Manschette um den Schließmuskel der Speiseröhre nähen und so dessen Funktion unterstützen. Diese Operation schaltet den Reflux zuverlässig aus, doch nicht wenige Betroffene leiden danach an Schluckstörungen oder Durchfall.
Seit drei Jahren gibt es mit dem EndoStim-Verfahren eine Alternative: Zwei kleine Elektroden werden am Schließmuskel fixiert und mit einem Schrittmacher verbunden. Den Schrittmacher pflanzen die Chirurgen unter der Bauchdecke ein, von dort sendet er elektrische Impulse an die Elektroden. Diese Stimulation kräftigt den Schließmuskel und er kann wieder richtig abdichten.
„Wir sehen bei EndoStim einen großen Vorteil darin, dass wir bei dieser Methode die natürliche Anatomie von Magen und Speiseröhre kaum verändern“, berichtet Professor Dr. Carsten Gutt von der Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Klinikum Memmingen. „So können wir die Rate an Nebenwirkungen deutlich senken“.
Seit Januar 2016 hat EndoStim einen Code (DRG-Code), der die generelle Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen möglich gemacht hat.
Quelle: ots