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Hyposensibilisierung im Herbst beginnen

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Im Herbst nehmen sich die Pollen eine kleine Auszeit – für Menschen, die an Heuschnupfen leiden, die ideale Zeit, mit einer Hyposensibilisierung zu beginnen. Eine Möglichkeit ist die dreijährige subkutane Immuntherapie (SCIT), die eine Erfolgsquote von 70 bis 80 Prozent aufweist. Wie diese Hyposensibilisierung genau funktioniert und welche Therapieformen und Risiken es gibt, erklärt Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte bei der DKV Deutsche Krankenversicherung.

Augenjucken, Fließschnupfen, Niesattacken, rote Nase: Die allergischen Symptome des Heuschnupfens sind ein großer Stressfaktor und im Alltag sehr belastend. Leider können Allergiker den Pollen kaum entkommen. Es sei denn, der Allergie-Geplagte zieht ans Meer, in die Berge oberhalb der Baumgrenze oder in eine Gegend mit einer ganz anderen Flora als zu Hause. Aber wer will schon nur wegen der Pollen seine Heimat verlassen. Viele Patienten versuchen daher mit Hilfe von Cortison-Nasensprays, Antihistaminika-Tabletten, Augentropfen und jeder Menge Taschentüchern, die Symptome des Heuschnupfens in den Griff zu bekommen – mit durchwachsenem Erfolg. Langfristig gibt es jedoch eine Alternative: „Eine Heuschnupfen-Therapie, die nicht nur Symptome bekämpft, sondern die Ursache behandelt, ist die Hyposensibilisierung“, weiß Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte bei der DKV Deutsche Krankenversicherung.

Wie funktioniert die Hyposensibilisierung?
Die Hyposensibilisierung wird auch Allergie-Impfung genannt, da der Patient die Substanz verabreicht bekommt, auf die er allergisch reagiert. Wie bei einer Impfung nimmt er die Substanz zu sich, vor der er geschützt werden soll. Es handelt sich um die sogenannten Allergene: Beim Heuschnupfen sind es die Baumpollen und die Gräserpollen. Ein Allergiker reagiert überempfindlich auf diese eigentlich harmlosen Blütenpollen. Sein Immunsystem behandelt sie wie gefährliche Bakterien oder Viren: Es produziert Antikörper, die die typischen Allergie-Beschwerden auslösen. „Im besten Falle bewirkt die Hyposensibilisierung, dass das Immunsystem des Allergikers wieder völlig normal, also überhaupt nicht auf die Pollen reagiert“, so der DKV Gesundheitsexperte. „Indem der Patient das Allergen regelmäßig über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen verabreicht bekommt, gewöhnt sich sein Immunsystem daran. Deshalb wird die Hyposensibilisierung auch ‚Spezifische Immuntherapie‘ genannt.“ Die Spritzen sind sogar höher dosiert als die Pollenmengen, denen der Allergiker in der Natur ausgesetzt ist. Er hat daher nach abgeschlossener Therapie weniger oder keine Probleme mehr mit den geringeren Dosen, die in der Natur vorkommen.

Therapie mit Spritze: SCIT

Foto: ERGO Versicherungsgruppe
Foto: ERGO Versicherungsgruppe

Die Hyposensibilisierung bietet grundsätzlich zwei verschiedene Therapieformen: Die subkutane Immuntherapie (SCIT) und die sublinguale Immuntherapie (SLIT). Die SCIT ist die klassische Spritzentherapie. Es gibt sie schon seit mehr als hundert Jahren. Die Ansprechrate beträgt bei einer Pollenallergie 70 bis 80 Prozent. Das heißt, bei drei von vier Patienten tritt zumindest eine Besserung der Beschwerden ein oder die Allergie verschwindet sogar ganz. Sie dauert mindestens drei Jahre und besteht zunächst aus einer ein- bis viermonatigen Steigerungsphase, während der der Patient von seinem Arzt jede Woche eine Spritze in immer höheren Dosen erhält. In der anschließenden Erhaltungsphase bekommt der Patient dann bis zum Ende der Therapie einmal im Monat die Höchstdosis der Steigerungsphase. „Es macht Sinn, die Hyposensibilisierung im Frühherbst zu beginnen, also drei bis vier Monate vor der Pollenflugsaison“, rät Dr. Wolfgang Reuter. „Dann kann die Therapie schon erste Wirkung zeigen, wenn die Pollen wieder fliegen.“ Außerdem gibt es eine präsaisonale SCIT, die nur ein bis zwei Monate dauert und direkt vor der Pollenflugsaison durchgeführt wird. Patienten sollten sie in den folgenden Jahren mindestens dreimal wiederholen. Die Wirksamkeit ist geringer als bei der klassischen SCIT, die drei Jahre nicht unterbrochen wird. Die präsaisonale SCIT ist für Heuschnupfen-Allergiker gedacht, die die klassische SCIT aus den verschiedensten Gründen nicht machen können oder wollen.

Therapie mit Tabletten: SLIT
Bei der sublingualen Immuntherapie (SLIT) nimmt der Patient die Allergene in Form von Tabletten oder Tropfen ein. „Sie ist noch relativ neu und daher ist ihre Wirksamkeit auch noch nicht ausreichend erforscht“, sagt Dr. Wolfgang Reuter. „Gute Ergebnisse konnte sie bei Gräserpollen-Allergien erzielen.“ Die SLIT hat generell den Vorteil, dass der Patient die Tabletten überall zu sich nehmen kann und nicht wie bei der SCIT gezwungen ist, den Arzt aufzusuchen. Allerdings muss er die Tabletten drei Jahre lang täglich einnehmen.

Risiken und Nebenwirkungen
Die gefährlichste Nebenwirkung der SCIT ist der allergische Schock. Obwohl er sehr selten vorkommt, müssen Patienten nach der Spritze vorsichtshalber noch eine halbe Stunde in der Arztpraxis bleiben. Bei der SLIT treten gefährliche Nebenwirkungen seltener auf. Daher muss auch nur die erste Tablette unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Aber: Eine Pollenallergie völlig unbehandelt zu lassen, birgt ebenfalls ein Risiko. „Einerseits können weitere Allergien entstehen, andererseits kann ein sogenannter Etagenwechsel von der Nase zu den Bronchien stattfinden, das heißt, aus dem Heuschnupfen kann sich ein Asthma entwickeln“, erklärt der DKV Gesundheitsexperte.

Quellennachweis: DKV Deutsche Krankenversicherung

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