(djd) Die Zahl der von Hepatitis C Betroffenen ist weltweit gut vier- bis fünfmal so hoch wie die der HIV-Infizierten (AIDS).
Trotzdem weiß die Öffentlichkeit Umfragen zufolge kaum über die gefährliche Leberentzündung Bescheid, die unbehandelt zu Leberzirrhose, Leberzellkrebs und damit zum Tod führen kann. „Generell ist die Aufmerksamkeit für Lebererkrankungen viel niedriger als zum Beispiel für Herzkrankheiten. Lebererkrankungen werden oft nur mit Alkohol in Verbindung gebracht“, so die Erfahrung von Prof. Dr. med. Claus Niederau, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Leberhilfe e.V. „So wird bis heute bei erhöhten Leberwerten und in Risikogruppen nicht konsequent genug nach den Hepatitis-Viren B und C gesucht. Das muss sich ändern, denn die chronische Hepatitis-C-Virusinfektion ist heute in fast allen Fällen heilbar und die Hepatitis B gut behandelbar.“
Bundesweite Aufklärungsaktion
Noch bis zum Jahr 2014 gab es für Hepatitis C nur eine langwierige, oft mit schweren Nebenwirkungen verbundene Therapie, die häufig nicht anschlug. „Die neuen Medikamente wirken direkt antiviral und bekämpfen das Virus im Körper bei guter Verträglichkeit. Das führt bei den meisten Patienten, in der Regel bei 95 Prozent und mehr, innerhalb von meist 8 bis 12 Wochen zur Heilung“, erklärt Prof. Niederau.
Um darüber zu informieren, dass Hepatitis C heilbar ist, und die Aufmerksamkeit für die chronische Lebererkrankung zu erhöhen, wurde die bundesweite Aufklärungsaktion „Bist du Chris?“ gestartet. „Hauptziel der Kampagne ist es, einen entscheidenden Beitrag zu leisten, die Hepatitis C innerhalb der kommenden 15 Jahre einzudämmen bzw. zu eliminieren. Das fordern auch das deutsche Gesundheitsministerium und die WHO“, so der Leberexperte.
Jeder könnte betroffen sein
Der international für Männer und auch für Frauen gebräuchliche und häufige Kurzname „Chris“ kann dabei im Prinzip für jeden stehen. Denn entgegen gängiger Vorurteile beschränke sich Hepatitis C nicht auf Risikogruppen wie Drogenabhängige, wie Prof. Niederau betont: „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich anzustecken bzw. sich angesteckt zu haben – zum Beispiel über eine Bluttransfusion vor 1992 oder auch über ein Piercing oder eine Tätowierung, die unter schlechten hygienischen Bedingungen gestochen wurden. Weitere Informationen über Ansteckungsmöglichkeiten sind unter bist-du-chris.de erhältlich.“ Dort gibt es auch eine Checkliste, die eine erste Risikoabschätzung ermöglicht. Da Hepatitis C meist schleichend und mit eher unklaren Symptomen wie ständiger Müdigkeit und mangelnder Belastbarkeit verläuft, bleibt sie oft lange unerkannt. „Im Zweifel sollte man mit dem Hausarzt über einen Test sprechen“, rät Prof. Niederau. „In Deutschland sind die modernen Medikamente gegen Hepatitis C für jeden Betroffenen, der die Medikation benötigt, zugänglich.“