Eine Langzeitstudie des Orthopädischen Universitätsklinikums Regensburg/Bad Abbach hat jetzt bestätigt: Mit neuen Operationstechniken sitzen künstliche Kniegelenke besser und halten länger. Prof. Dr. Grifka: Studienergebnis ist eine kleine Sensation
Immer mehr Deutsche brauchen ein künstliches Kniegelenk. Gleichzeitig müssen aber auch immer mehr dieser Gelenkimplantate schon nach kurzer Zeit wieder ausgetauscht werden, weil das künstliche Knie nicht richtig funktioniert. Mit einer in der Orthopädischen Uni-Klinik Bad Abbach perfektionierten, navigationsgestützten Operationstechnik lässt sich das Risiko notwendiger Nachoperationen um mehr als zwei Drittel reduzieren. Dies hat eine 10-Jährige Studie in Bad Abbach gezeigt.
Der Austausch eines Kniegelenks stellt auch erfahrene Gelenkchirurgen vor besondere Herausforderungen. Beim Ersatz des größten Gelenks im menschlichen Körper müssen nicht nur Gelenkbestandteile ersetzt, sondern auch Bänder, Kapsel und umgebende Weichteilstrukturen um das neue Kniegelenk herum optimal balanciert werden. Oberstes Ziel ist es dabei, den vollen Bewegungsumfang eines natürlichen Knies mit optimalem Implantatsitz und idealer Bandspannung wieder herzustellen.
Wird mit konventionellen Techniken operiert, sind laut Statistik bei mehr als sieben Prozent der Patienten oft aufwendige Nachoperationen erforderlich.
In der Orthopädischen Uni-Klinik Regensburg arbeiten die Chirurgen deshalb heute mit Unterstützung hoch präziser, computergestützter Navigationstechniken. Die Erfolge dieser neuen Technik sind messbar und der Nutzen für die Patienten ist groß. Wie die jetzt abgeschlossene Studie zeigt, müssen beim Einsatz der modernen Technik nach 10 Jahren nur noch gut zwei Prozent ein zweites Mal auf den Operationstisch. Beim Einsatz herkömmlicher Operationsmethoden ist die Quote der Nachoperationen also mehr als drei Mal so hoch.
Dank Navigation: Implantate sitzen besser
„Die per Navigation positionierten Gelenkimplantate passen und funktionieren auch besser“, sagt Professor Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Klinik der Universität Regensburg in Bad Abbach. Nach einer Studie mit 1000 Patienten stimmt bei 96 Prozent der Patienten dank navigierter Operationen eine exakte Beinachse perfekt – ohne O- oder X-Fehlstellung. Herkömmlich operiert liegt die „Passer-Quote“ dagegen bei nur bei 75 Prozent. Auch könne man die Bandspannung und die Stabilität des Gelenks mit Navigationstechnik viel genauer justieren, sagt Professor Grifka.
70 % weniger Zweitoperationen
Was für die Patienten letztendlich genauso wichtig ist: Langzeitbeobachtungen im Bad Abbacher Klinikum über zehn Jahre hinweg bestätigen, dass auch das Risiko einer notwendigen Nachoperation bei Einsatz der Navigationstechnik um mehr als 70 Prozent sinkt. „Dieses Studienergebnis ist aus meiner Sicht eine Sensation“, sagt Prof. Grifka.
Operieren mit Navigationstechnik – wie funktioniert das?
Navigationsgestützte Operationen haben in den letzten Jahren die Operationsergebnisse beim Kniegelenk-Ersatz revolutionär verbessert. Im Klinikum Bad Abbach gibt es derzeit für Operationen mit computerassistiertem Navigationssystem zwei spezielle Operationssäle.
Das Klinikum Bad Abbach gilt heute international als Vorreiter bei der Präzisionsnavigation in der Gelenk-Chirurgie. Das System der sogenannten bildfreien Navigation gilt als Meilenstein beim Einsatz von künstlichen Gelenken. Es wurde in wesentlichen Teilen im Klinikum Bad Abbach entwickelt und wird mittlerweile weltweit eingesetzt. Mit Hilfe dieser Navigationstechnik können künstliche Gelenke in Hüfte und Knie millimetergenau eingebracht werden und gewährleisten eine präzise und optimale Positionierung der Implantate. Ferner erlaubt die neue Technik die Weiterentwicklung bekannter Operationsverfahren und Implantate, mit dem Ziel, noch schonenderer Operationen.
Mit dieser Technik können Operationen im Bereich der Knie- und Hüft-Endoprothetik wie auch an der Wirbelsäule, sportchirurgische und unfallchirurgische Eingriffe mit einer früher nicht möglichen Präzision durchgeführt werden.
Bestnoten für das Klinikum Bad Abbach
Das Orthopädische Klinikum der Universität Regensburg in Bad Abbach zählt heute zu den international führenden Zentren für Endoprothetik. Wichtig für optimale Operationsergebnisse sind die große Erfahrung und die daraus resultierende Routine der behandelnden Ärzte. Im Klinikum Bad Abbach wurden in den letzten 15 Jahren, in denen Professor Dr. Joachim Grifka die Klinik leitet, mehr als 7000 Patienten Knieprothesen eingesetzt. Die vom Nachrichtenmagazin FOCUS regelmäßig veröffentlichte Liste der besten Ärzte Deutschlands zählt zu den wichtigsten Gradmessern für die medizinische Kompetenz in der Bundesrepublik. Im Bereich „Kniespezialisten“ erhält Professor Dr. Grifka, der medizinische Direktor des Klinikums, seit Jahren Bestnoten bei den Kriterien „von Kollegen empfohlen“ und „von Patienten empfohlen“.
Als Spezialgebiete wurden im Bewertungskatalog in der Vergangenheit und auch ganz aktuell immer wieder die Einpflanzung von Knie- und Hüftprothesen und die Knorpelchirurgie genannt, auch hier unter Hinweis auf die besondere Kompetenz im Bereich der gelenkerhaltenden Therapie, bei Sportverletzungen und navigationsgestützte Operationen.
Quellennachweis: Obx-news