Automatisiertes und personalisiertes Diabetesmanagement durch Hybrid-Closed-Loop-System
Menschen mit Typ-1-Diabetes haben durch täglich zahlreiche therapeutische Entscheidungen oftmals mit einer hohen mentalen Belastung zu kämpfen. Hybrid-Closed-Loop-Systeme, wie das DBLG1 von Diabeloop, nutzen künstliche Intelligenz, um das Management von Typ-1-Diabetes zu automatisieren und zu personalisieren. Das Herzstück des AID-Systems (Automated Insulin Delivery) ist ein selbstlernender Algorithmus, der auf einem geschützten Handset gehosted wird und in Kombination mit einem kontinuierlichen Glukosemonitor und einer Patch-Insulinpumpe die benötigte Insulinmenge ermittelt und entsprechend abgibt. Die 24-jährige Medizinstudentin Eva berichtet im Interview, wie ihr Alltag mit dem Hybrid-Closed-Loop-System aussieht.
Wie würdest du einen normalen Studienalltag beschreiben? Ist dein Alltag eher geregelt oder unregelmäßig?
Früher war mein Alltag deutlich geregelter, aber durch Corona und gegen Ende des Studiums habe ich momentan keinen regelmäßigen Alltag. Aktuell muss ich viel lernen, mal zu Hause, mal in der Bibliothek, mal besuche ich die Familie und versuche dort zu lernen. Zwischendurch habe ich immer mal Veranstaltungen, Termine, oder Verabredungen, daher bin ich sehr auf mein eigenes Management angewiesen und muss mir die Zeit selbst einteilen.
Hat sich dein Alltag durch die Nutzung des DBLG1 verändert? Welche Veränderungen konntest du beobachten?
Auf jeden Fall. Ich muss viel weniger kognitiven Aufwand für mein Diabetesmanagement betreiben, d.h. ich muss nicht mehr nachrechnen oder selbstständig korrigieren, sondern ich weiß, ich kann lernen und muss dabei nicht mehr so oft auf das Handset schauen. Und auch, wenn ich schaue, weiß ich immer, dass der Algorithmus alles macht: Wenn ich schaue, tue ich das nur, um zu checken, wie der Blutzuckerwert ist, ohne dabei etwas auszurechnen oder abzugeben. Ich muss also nicht überlegen, wie viel ich korrigieren muss. Das ist natürlich anders, wenn meine Werte zu niedrig sind, denn dann warnt mich das System vor, sodass ich rechtzeitig etwas essen kann. Der Aufwand, den Diabetes bzw. die Blutzuckerwerte stabil zu halten, ist sehr viel geringer geworden. Das ist sehr angenehm, auch was das Lernen betrifft, denn ich muss das Handy nicht mehr so oft benutzen. Vor dem Hybrid-Closed-Loop-System habe ich nur ein CGM genutzt, was über mein Handy lief. Jetzt habe ich ein extra Gerät und kann mein Handy in einen anderen Raum legen, wenn ich merke, es lenkt mich sehr ab. Mein Diabetesmanagement habe ich dann durch das Handset trotzdem bei mir, das ist ein Vorteil. Zuvor war ich ständig mit dem Handy beschäftigt, musste in der Nähe sein, damit ich meine Blutzuckerwerte überprüfen kann. Das ist nun sehr viel einfacher geworden.
Welches System hast du zuvor während deines Studiums genutzt?
Ich habe davor die gleiche Insulinpumpe und den gleichen CGM genutzt, jedoch ohne automatische Insulinabgabe (AID). Damit habe ich alles selbst gemanagt. Gerade bei dieser Kombination gibt es keinen Bolusmanager, d.h. ich habe vieles im Kopf gerechnet, mein Essen selbst geschätzt und mit den KE-Faktoren, den Kohlenhydrateinheiten, multipliziert. Das war sehr viel Kopfrechenarbeit, was ich seit Jahren schon kannte, was auch völlig in Ordnung war, aber was jetzt mit dem Hybrid-Closed-Loop-System fast komplett wegfällt. Ich genieße es, dass ich nicht mehr so viel mitdenken und mitrechnen muss.
Welches Gefühl hast du durch das Hybrid-Closed-Loop-System im Studienalltag?
Allgemein muss ich weniger auf das Handset schauen, weniger darauf achten. Bei längeren praktischen Kursen ist trotzdem immer die Angst da, dass es mich vielleicht alarmieren könnte. Hierfür nutze ich z.B. häufig den Zen Modus. Ich schaue dann zwar trotzdem mal, ob die Blutzuckerwerte in Ordnung sind, muss aber nicht immer den PIN eingeben oder aktiv etwas machen. Auch bei Klausuren fühle ich mich sicherer als früher ohne Closed-Loop-System, da ich einfach den Zen Modus einstellen und dann sicher sein kann, dass es mich ein bis zwei Stunden gut und gleichmäßig durch die Klausur bringt.
Wie empfindest du das Diabetesmanagement in stressigen Phasen mit hohem Workload? Musst du da besonders auf deinen Diabetes achten?
Ich finde es wichtig, immer ein bisschen mitzudenken. Manches kann der Algorithmus bzw. der Loop-Modus nicht voraussehen. Wenn ich weiß, dass ich einen stressigen Tag habe, oder lange keine Pause, dann muss ich darauf achten, dass ich zwischendurch etwas esse, oder schon ganz früh den Zen Modus einschalte und versuche, den Unterzucker zu vermeiden. Ein Problem sind z.B. unregelmäßige Pausen, denn dann droht der Unterzucker. Hier warnt mich das Hybrid-Closed-Loop-System jedoch rechtzeitig. In stressigen Situationen, z.B. wenn ich viel lerne, dann kann es vorkommen, dass die Stresshormone meine Blutzuckerwerte ansteigen lassen. Das System braucht dann ein bisschen Zeit zum Adaptieren. Meistens spiele ich in solchen Situationen ein bisschen mit den Aggressivitätsfaktoren. Wenn ich merke, dass meine Werte ein, zwei Tage tendenziell zu hoch waren, dann würde ich die Aggressivität ein bisschen ändern und kann das dann möglicherweise darauf zurückführen, dass meine Cortisolausschüttung gerade hoch ist und ich die letzten Tage sehr im Stress war.
Wie nutzt du das Hybrid-Closed-Loop-System auf Reisen?
Ich war 10 Wochen lang zum Freiwilligendienst bzw. zur Entwicklungshilfe in Afrika und ich habe gemerkt, dass sich das Hybrid-Closed-Loop-System sehr gut auf Reisen einsetzen lässt. Der positive Effekt dabei ist, dass ich nicht ständig nachjustieren und nachgucken muss, wie meine Werte sind. Natürlich ist es trotzdem eine Herausforderung und das System braucht ein paar Tage, so wie wir selbst auch, um sich zu akklimatisieren und z.B. an ein anderes Essverhalten zu gewöhnen. Da musste ich mitdenken und habe oft auch ein bisschen mehr Bolus abgegeben und auch an den Aggressivitätsfaktoren etwas verändert. Generell konnte ich das Gerät aber trotzdem in meinen Rucksack packen und die ganze Zeit unterwegs sein. Ich wusste, das Gerät alarmiert mich, wenn ich unterwegs im Unterzucker bin und so musste ich mich nicht die ganze Zeit mit Rechnen beschäftigen. Es hat alles erstaunlich gut geklappt und ich war positiv überrascht. Ein entscheidender Schlüssel war für mich zudem das Einhalten des Spritz-Ess-Abstands. Auch, wenn man ein AID-System nutzt, ist es wichtig darauf zu achten, wenn der Blutzucker dazu neigt, beim Essen schnell anzusteigen. Gerade bei den vielen kohlenhydratlastigen Mahlzeiten wie Reis hat mich das Hybrid-Closed-Loop-System irgendwann wunderbar abgefangen. Es hat insgesamt alles gut funktioniert. Ich musste auch nicht zwingend andauernd alles auswerten, denn der Algorithmus lernt ja immer dazu. Auch die Rückumstellung nach meiner Rückkehr nach Deutschland lief problemlos. Im Flugzeug habe ich oft den Zen Modus genutzt, da ich häufig Angst vor einer Hypoglykämie habe, z.B. bei einem Langstreckenflug mitten in der Nacht. Mit dem Zen Modus hat alles wunderbar funktioniert. Auch, wenn ich lange Strecken an den Flughäfen laufen musste, habe ich oftmals den Zen Modus aktiviert.
Wie hast du die Nahrungsumstellung in Afrika empfunden?
Es gab sehr viel Zucker, z.B. Zucker zum Tee, Softdrinks und sehr viel kohlenhydratreiche Hauptmahlzeiten, oft auch Kohlenhydrate kombiniert, wie z.B. gekochte Bananen mit Reis. Es gab fast jeden Tag Reis, aber trotzdem auch Kartoffeln, Gemüse, Fisch. Insgesamt gab es aber oft viele schnell wirksame und den Zucker schnell hochbringende Kohlenhydrate, weshalb für mich der Spritz-Ess-Abstand der goldene Schlüssel war, um den enormen Anstieg nach dem Essen zu verhindern. Wenn ich darauf geachtet habe, hat es meist gut funktioniert, insgesamt gab es jedoch mehr unsichere Faktoren wie zu Hause. Ich musste z.B. die Reismenge richtig schätzen und das Essen kennenlernen. In den ersten Wochen kannte ich noch nicht alle Gerichte und es kam manchmal vor, dass das Essen fertig war und in der Gemeinschaft gegessen wurde. Da habe ich den Spritz-Ess-Abstand nicht immer eingehalten, sondern gleich mitgegessen und dann war der Blutzuckerwert auch einfach mal hoch. Das ist aber auch vertretbar und ich weiß, dass das Hybrid-Closed-Loop-System mich wieder runterbringt, oder ich habe auch mal manuell einen korrigierenden Bolus abgegeben.
Warst du in der Vergangenheit auf Reisen mehr mit dem Diabetesmanagement beschäftigt?
Ich würde schon sagen, dass ich in der Vergangenheit mehr damit beschäftigt war. Vor meiner Afrika-Reise wurde ich oft gefragt, ob ich mir das überhaupt zutraue und danach, wie das Diabetesmanagement lief? Darüber habe ich mir vorab gar nicht so viele Gedanken gemacht, denn ich habe mich wirklich gut auf das Hybrid-Closed-Loop-System verlassen können. Natürlich läuft der Zucker nicht perfekt, aber das ist völlig in Ordnung und ich glaube, wenn ich ganz ohne eine solche Technologie geflogen wäre, hätte ich viel mehr rechnen müssen, um zu wissen, wie viel Insulin noch wirksam ist, wie viel ich korrigieren kann und dadurch wäre ich auch unsicherer gewesen. So hatte ich als Basis immer ein unterstützendes System, das ich selbst noch adaptieren kann. Früher musste ich viel im Kopf rechnen, was ich zwar gewohnt war, aber wenn es z.B. Essen vom Buffet gab, das ich nicht gut einschätzen konnte, war das immer eine Herausforderung. Mit dem System von Diabeloop ist das zum Teil auch noch so, aber der unterstützende Faktor ist deutlich größer, da das Hybrid-Closed-Loop-System für mich arbeitet.
Welche regelmäßigen sportlichen Aktivitäten unternimmst du in deiner Freizeit?
Es gibt Phasen, in denen ich regelmäßig Sport treibe. Seit Covid-19 mache ich viele Workouts zu Hause, z.B. Yoga oder Kraft-Workouts. Ich gehe zudem oft spazieren, gerade im Sommer. Es klingt immer so banal, aber gerade Spazierengehen oder Fahrradfahren bringt meinen Blutzucker enorm runter. Hierfür muss ich gut eingestellt sein und darauf achten, dass die Werte stabil bleiben. Ansonsten treffe ich mich natürlich gerne mit Freunden im Park, oder im Sommer am See.
Wie handhabst du dein Diabetesmanagement, wenn du Sport einplanst?
Idealerweise kündige ich dem Hybrid-Closed-Loop-System meine sportlichen Aktivitäten ein bis zwei Stunden vorher an, was sehr gut funktioniert. Gerade vor den Workouts sagt das System vorher nicht nochmal, dass ich etwas essen soll, sondern bringt meinen Blutzuckerspiegel einfach ein Stückchen nach oben und das klappt meist auch. Manchmal läuft man trotzdem knapp, aber früher war ich wirklich regelmäßig im Unterzucker, wenn ich ein Workout gemacht habe. Ich hatte selbst einfach kein System, mit welchem Zielwert ich starte und welchen Zielwert ich nach dem Sport haben will. Das funktioniert mit dem DBLG1 hingegen gut. Mir fällt jedoch auf, wenn ich vorher noch eine Mahlzeit zu mir nehme, d.h. wenn ich regelhaft frühstücke oder zu Mittag esse und ankündige, dass ich später lange spazieren gehe oder Sport mache, das System die Bolusvorschläge zum Teil sehr stark reduziert. Wenn ich leichte Bewegung eingegeben habe, halbiert das System zum Teil den Bolus und das ist für mich manchmal zu viel. Das Gute an dem System ist, dass man eigentlich manuell alles ändern kann, auch die Bolusvorschläge. Wenn ich z.B. ein paar Stunden vor dem Sport esse und das System anzeigt, dass es nur drei Einheiten abgibt, ich aber eigentlich lieber sechs Einheiten abgegeben würde, dann kann ich das selbstständig ändern. Es warnt mich natürlich zur Sicherheit noch einmal, dass mein Bolusvorschlag abweicht, aber das kann man ohne Probleme machen. Und auch durch solche manuellen Korrekturen lernt das System meines Erachtens. Wenn ich den Bolus in 19 von 20 Fällen korrigiere, dann müsste der Algorithmus dadurch lernen, dass ich mehr benötige, vorausgesetzt, meine Werte sind anschließend entsprechend gut. Manchmal greift man auch ein und pfuscht dem Algorithmus ein bisschen rein und das geht dann in die Hose, das gibt es natürlich auch. Wenn ich manuell bole, weil meine Werte die ganze Zeit zu hoch sind, kommt man manchmal auch in den Unterzucker. Das ist dann aber nicht die Schuld des Systems, sondern liegt daran, dass man selbst etwas abgegeben hat. Es ist also eine Art Zusammenarbeit.
Wie handhabst du die Nutzung des Hybrid-Closed-Loop-Systems z.B. bei Kino- oder Theaterbesuchen bzw. in Situationen, in denen du nicht durch einen Alarm gestört werden möchtest?
Das ist bei mir ein Unsicherheitsfaktor. Im Kino lasse ich das Gerät zu 90 % an, auch auf Konzerten. Ich schaue dann ab und zu auf das Handset. Oder ich sitze halb auf dem Gerät, sodass ich sofort merke, wenn es anfängt zu vibrieren. In der Oper würde ich es eher ausschalten, aber das kommt auf meinen Ausgangswert an. Eine andere Möglichkeit ist, schon eigenständig und frühzeitig Notfall-Kohlenhydrate zu nehmen und einzugeben. So muss ich gar nicht erst warten, bis das Hybrid-Closed-Loop-System mir sagt, dass eine Hypoglykämie droht und ich etwas essen sollte, sondern ich sehe schon, dass der Blutzuckerwert sinkt und habe schon angefangen Traubenzucker zu essen und dies einzugeben. Dann alarmiert mich das System eigentlich nicht noch einmal. Bei einer Hypoglykämie alarmiert einen das System, und diesen Alarm kann man nicht ausstellen. Wenn der Katheter ausgefallen ist und ich z.B. eine Stunde sehr hohe Werte habe, dann schrillt plötzlich das Gerät und ich sitze vielleicht irgendwo, wo es leise ist. Darauf muss man immer achten.
Wie empfindest du deinen Schlaf? Würdest du ihn als regelmäßig oder unregelmäßig beschreiben?
Mein Schlaf ist im Allgemeinen sehr viel besser geworden. Die Blutzuckerwerte laufen sehr viel stabiler. Ich weiß noch, wie ich früher, vor der Nutzung des Hybrid-Closed-Loop-Systems, oft noch Alarmgrenzen eingestellt habe. Da wurde ich nachts immer mal wach, oder ich habe mir selbst einen Wecker gestellt. Das ist, seitdem ich das Hybrid-Closed-Loop-System habe, deutlich besser. Die Nächte laufen bombastisch. Eine Freundin sagte vor Kurzem, dass der Schlaf einen wichtigen Teil der 24 Stunden ausmacht und eine wichtige Basis für eine gute Time in Range ist und das stimmt. Mit dem System laufe ich nachts eigentlich nie zu hoch und wenn, dann weiß ich, dass das Hybrid-Closed-Loop-System das automatisch korrigiert. Manchmal sind meine Werte ein bisschen zu niedrig und der Algorithmus weckt mich, aber das passiert eher mal in den Morgenstunden. Gerade, wenn ich den Tag zuvor Sport gemacht habe, wenn ich im Park war oder auf einer Geburtstagsfeier, dann kommt die Bewegung dazu und dann gehe ich manchmal morgens in den Unterzucker, weil ich nicht um 8 Uhr morgens gefrühstückt habe, sondern vielleicht noch im Bett liege. Aber mitten in der Nacht hält mich das System wirklich stabil und das weiß ich sehr zu schätzen. Mein Nachtschlaf ist mit dem Hybrid-Closed-Loop-System sehr viel besser.
Empfindest du durch die Nutzung des Hybrid-Closed-Loop-Systems weniger mentale Belastungen?
Ich würde auf jeden Fall sagen, dass die mentale Belastung weniger geworden ist bzw. dass ich für gute Werte weniger Aufwand betreiben muss. Ich weiß gar nicht, ob ich das, wie ich es vorher gehandhabt habe, als mentale Belastung bezeichnen würde, dass ich so viel rechnen und andauernd schauen musste, aber es ist natürlich auch einfach ein Zeitfaktor. Ich musste mental immer auf Zack sein und immer schauen, wie viel Insulin und Essen noch wirksam ist. Das fällt jetzt sehr oft weg. Wie gesagt, ich finde es wichtig, dass man immer ein bisschen mitdenkt und das wurde mir auch bei der Einweisung so gesagt. Ich bin die Chefin und kann dem Algorithmus sagen, wenn irgendetwas anders ist. Natürlich ist die mentale Belastung in großen Umstellungsphasen etwas höher. Gerade die Eingewöhnungsphase war mental ein bisschen belastender, weil es einfach ein ganz neues System war, das einige Wochen brauchte, um sich an mich zu gewöhnen. In dieser Zeit ist man mehr beschäftigt. Man schaut z.B., wie stelle ich die Faktoren oder die Aggressivität ein, hier war ich im Unterzucker, da war ich aber im Überzucker, wie finde ich die perfekte Einstellung für mich? Das lässt sich auf viele andere Dinge übertragen. Wenn ich eine Woche mit Fieber im Bett liegen würde, wäre es vielleicht auch eine Challenge, diese Einstellungen wieder neu zu finden. Auch zyklusbedingte Änderungen oder hormonelle Verhütungsmittel können dazu führen, dass man die Einstellungen anpassen muss. Wenn ich über Wochen oder Monate viel Stress habe, dann ändert sich natürlich auch meine Blutzuckereinstellung. Da kann es dann sein, dass man kurzzeitig den Fokus mehr auf die Einstellungen legen und alles neu sondieren muss, vielleicht auch mit dem eigenen Arzt oder der eigenen Ärztin und den Diabetesberater:innen. Aber danach ist die Belastung wieder weniger. Wenn man dann gut eingestellt ist, dann bringt das System einen wirklich gut durch jegliche Phasen. Man muss einfach wissen, dass das Hybrid-Closed-Loop-System ein paar Tage braucht, bis es sich an einen gewöhnt oder an eine neue Situation und dass man eben auch selbst eingreifen kann. Ich finde, man muss nicht fünf Tage zuschauen, wie die Werte zu hoch oder zu niedrig sind, sondern kann auch selbstständig die Werte ändern und sich wie früher überlegen, woran liegt es, warum bin ich höher, warum bin ich niedriger und was kann ich jetzt machen, damit es besser läuft? Mit dem Hybrid-Closed-Loop-System ist die mentale Belastung auf jeden Fall geringer und ich muss weniger mentalen Aufwand betreiben.
Musst du im Alltag aufgrund deines Diabetes auf Aktivitäten verzichten?
Zu 95 % kann ich alles machen. Die einzige Situation, die mir einfällt, ist natürlich, wenn ich sehr hohe Werte habe. Vielleicht ist der Katheter ausgefallen, der Schlauch war undicht o.Ä., oder ich bin krank. Dann würde ich natürlich nicht sagen, ich esse jetzt den Teller Nudeln oder ich trinke den Cocktail mit der zuckerhaltigen Limonade, sondern ich würde gerne erst einmal etwas zuckerfreies zu mir nehmen. Das wäre die einzige Situation, aber auch nur auf bestimmte Zeit, bis die Werte wieder niedriger sind. Und dann würde ich natürlich auch wieder alles mitmachen. Ansonsten würde ich wirklich sagen, zu 95 oder 97 % ich kann alles machen, was ich möchte. Ich versuche oft den Spritz-Ess-Abstand einzuhalten, weil ich sonst weiß, dass ich Peaks habe, dass ich mal ganz hoch bin. Aber ich fühle mich nicht besonders eingeschränkt.
In welchen Situationen nutzt du den Zen Modus?
Ich nutze den Zen Modus sehr oft und muss sagen, dass ich ihn mir immer wieder neu modifiziere und einstelle. Das habe ich erst nach einer Zeit herausbekommen, dass man das natürlich jederzeit ändern kann. Man kann die Zeitspanne, in der der Zen Modus laufen soll, ändern und einstellen, um wie viel höher der Wert sein soll. Das ändere ich sehr oft je nach Situation. Wenn ich sehr viel Puffer brauche, dann stelle ich einen sehr hohen Puffer ein, sodass ich 1-2 mmol über dem Zielwert laufe, ansonsten stelle ich nur einen ganz geringen Puffer ein. Ich benutze den Zen Modus im Arbeits- und Lernalltag, wenn ich weiß, ich habe lange keine Pause, aber z.B. auch bei Autofahrten, wenn ich selbst hinter dem Steuer sitze. Auf Reisen, wenn ich nicht weiß, wie viel ich laufen muss, Angst habe, zu einem ungünstigen Zeitpunkt in den Unterzucker zu geraten, bei Klausuren, wichtigen Meetings oder Arztterminen, wenn ich nervös bin und deshalb eine Hypoglykämie eintreten könnte, mache ich auch vorher den Zen Modus an. Ich limitiere ihn dann auf zwei bis drei Stunden, wenn ich weiß, der Termin ist dann z.B. vorbei und dann muss ich auch nicht noch einmal auf das Handset schauen, sondern der Zen Modus schaltet sich einfach nach 2 Stunden aus, so wie ich es eingestellt habe. Das ist super angenehm. Nachts nutze ich den Zen Modus auch ab und zu, gerade wenn ich den Tag zuvor Sport gemacht habe. Obwohl der Algorithmus auch den Muskelauffülleffekt inkludiert hat, sodass das Gerät auch weiß, dass ich Sport gemacht habe. Manchmal bringt es mir trotzdem etwas, gerade bei Ausdauer-Aktivitäten, wie lange Spaziergänge, Ausflüge oder wenn ich in der Innenstadt unterwegs war und viel gelaufen bin. An solchen Tagen nutze ich den Zen Modus und natürlich auch, wenn ich mal feiern oder auf einer Geburtstagsfeier war, viel getanzt oder auch mal Alkohol getrunken habe. Der Zen Modus bringt mich dann gut durch die Nacht. Früher war ich nachts öfter mal im Unterzucker, aber mit dem Zen Modus funktioniert das einwandfrei. Er ist vielseitig einsetzbar und ich bin großer Fan.
Mehr Infos zum Hybrid-Closed-Loop-System unter: www.dbl-diabetes.de